Wandern tun ja viele Leute gerne. Ich nicht. Nie. Schon seit Jahrzehnten. Wozu hat der Mensch schließlich das Auto erfunden? Als ich erstmals vom „Spitzer Weinwanderweg“ hörte, wurde ich trotzdem hellhörig. Denn Wein trinke ich gerne – vor allem die Grünen Veltliner und Rieslinge aus der Wachau. Und wer will nicht einmal sehen, wo die Steinfedern, Federspiele und Smaragde eigentlich wachsen? Die eineinhalb Stunden sollten ja doch machbar sein. Eigentlich nur ein Spaziergang. Und danach warten beste Möglichkeiten in Spitz, den Wein aus den soeben durchwanderten Weingärten gleich zu verkosten…
So stehe ich nun also am Ausgangspunkt des „Weinwanderwegs“ – am malerischen Kirchenplatz von Spitz, der allein schon einen Ausflug wert wäre. Mit der Broschüre aus der Tourismusinformation Spitz ist die Orientierung kein Problem. Auch die 38 Infotafeln, die entlang des Weges über Weinbau, Trauben, Rieden und Winzer informieren, sind durchaus hilfreich. Sie wurden übrigens in Form von Weinflaschen gestaltet, wobei die Flaschenhälse den Weg weisen. Sehr sympathisch.
Von der Schönheit beflügelt
Vorbei am Gasthaus Mariandl und am Spitzer Schloss dauert es nicht lange, bis ich mich in drei der berühmtesten Rieden der Wachau wiederfinde: „Achspoint“, „Hochrain“ und „Singerriedel“. Was für Namen! Und was für ein herrlicher Anblick – gerade jetzt, wenn sich die Sonne sanft über die Weinstöcke legt! Von so viel Schönheit beflügelt, fällt der Anstieg zum „Roten Tor“, dem letzten Rest der Spitzer „Dorfmauer“, ganz leicht – und die fantastische Aussicht über die Weingärten, Spitz und die Donau ist in jedem Fall Belohnung genug.
Schwer, sich davon zu trennen. Aber es wartet ja noch mehr: Auf großteils asphaltierten Güterwegen geht es weiter, vorbei am Weingut Bracher und durch die Rieden „Pluris“, „Hartberg“ und „Gasslreith“, bis nach einer guten Stunde der Ortsteil Radlbach mit seinen wunderbaren gotischen Häusern erreicht ist. Von hier ist es dann nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt am Spitzer Kirchenplatz. Wer Zeit und Lust hat, kann aber auch kurz zum Friedhof abbiegen und von hier den Gipfel des berühmten „Tausendeimerbergs“ erklimmen. Viel mehr als eine Viertelstunde dauert der Aufstieg zum Gipfelkreuz nicht, wo noch einmal ein grandioser Blick auf das Donautal wartet.
Mir ist das für heute aber doch zu viel. Nicht, dass ich müde wäre. Aber durstig bin ich jetzt und ein wenig hungrig. Jetzt sind Entscheidungen gefragt: Familie Laglers Hotel Weinberghof mit seiner stylischen „wein.kost.bar“ und dem lauschigen Garten zum Verkosten der edlen Weine aus dem familieneigenen Weingut liegt direkt am Weg, nur wenige Meter vom Spitzer Schloss entfernt. Oder aber mit dem Auto in fünf Minuten zum Gasthof Prankl – Altes Schiffmeisterhaus, wo etwa Spezialitäten vom Bio-Schwein und andere traditionelle Köstlichkeiten verlocken. Wie auch immer die Wahl ausfällt: Da wie dort kann einem armen Wanderer geholfen werden. Da bin ich mir sicher.
Spitzer Weinwanderweg
Ausgangs- und Zielpunkt: Kirchenplatz in Spitz
Schwierigkeit: leicht
Länge: 4,31 km
Aufstieg: 200m
Abstieg: 200m
Dauer: 90 min
Niedrigster Punkt: 226 m
Höchster Punkt: 377 m
Parkplätze: Spitzer Schloss, Bahnhof, Donaulände
Wichtig: Der Weg führt überwiegend über leicht begehbare Güterwege, jedoch werden einige Male direkt die Rieden durchquert. Festes Schuhwerk ist daher empfehlenswert.
Infos: Eine gedruckte Broschüre zum Weinwanderweg liegt in der Tourismusinformation Spitz auf (Mittergasse 3a) und steht auch auf www.spitz-wachau.com zum Download bereit.